Die Vielfältigkeit in der Textilveredelung

Sich bedruckte T-Shirts anzuschauen war für mich früher ein Greul. Es sah immer alles so eintönig, so langweilig aus, obwohl – das muss ich zugeben – schon einfarbig bunte Textilien dabei waren. Trotzdem: Irgendwie fand ich die Sprüche lieblos oder unpassend. Kein Hingucker!

Erst als ich selbst mit dem Thema „Werbung auf Textilien“ in Berührung kam, erkannte ich, warum die eine Werbung hervorstach und eine andere Werbung voll daneben ging. Ich fing an, genau das zu hinterfragen. Wieso verpuffte der tolle Spruch und weshalb wirkte zum Beispiel die schwarze Schrift auf dem orangen T-Shirt etwas lasch und nichtssagend, obwohl sie doch sichtbar war?

Ja und überhaupt, wäre eine andere Positionierung einer Werbung, als immer nur „mitten auf die Brust“ nicht vorteilhafter, um bessere Aufmerksamkeit zu erlangen?

All diese Fragen bewegten mich. Es „juckte mich nicht nur in den Fingern“, sondern ich wollte vor allem Antworten auf meine Fragen, um meine Kunden besser beraten zu können, sofern diese sich an mich wandten. 

Praktische Erfahrungen und Videos zum Lernen

Erste praktische Erfahrungen sammelte ich auf Fachmessen. Stundenlang stand ich vor laufenden Druck- oder Stickmaschinen. Ich beobachtete, wie die Drucker oder Besticker ihre Maschinen bedienten. Auffällig bei den „Druckern“ war, dass hauptsächlich weiße T-Shirts zum Einsatz kamen. Und wieso nicht andersfarbige T-Shirt? Noch mehr Fragen, oh je!

Learning by doing, dachte ich….und weiter gings.

Die vielen Fragezeichen in meinem Kopf ließ ich dann zu Hause von „Dr. Google“ beantworten. Der mich doch glatt auf die Idee brachte, Youtube-Videos zu schauen. Und siehe da, so viel Interessantes war dabei. Mit der Zeit wurde ich viel sicherer in der Beratung. Ich konnte die unterschiedlichsten Druckverfahren erklären und darauf hinweisen, welche Druckart sich bei welchem Material umsetzen lässt und auf was für Material und wie das Logo beschaffen ist. Denn auch davon ist eine Drucktechnik abhängig. 

Umso mehr „Projekte“ auf mich zukamen, desto mehr verstand ich, was meine Kunden bewegte. Oder aber die Erwartungen, die sie hatten, musste ich erstmal herausfiltern. Meistens war es so, dass die Person etwas gesehen hatte, was ganz toll war und genauso wollte die Person das dann auch für sich haben. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass das Logo ganz anders war, und die Vorstellung vom Textil nix mit dem „Gesehenen“ gemein hatte. 

Klar, würde jetzt jeder denken der das liest, Werbung soll auffallen und gesehen werden. Doch das alleine bringt nicht immer DIE gewünschte Wirkung. Dabei ist heute schon sehr viel machbar, aber halt noch nicht alles.

Veredelung im Laufe der Jahrhunderte

apropos heute!

Das bringt mich zu den Anfängen und der Entwicklung von Veredelungstechniken. Vor knapp 5000 Jahren vor Christi, so behaupten Historiker, gab es die ersten Überlieferungen von Stickarbeiten, also Striche auf Kleidung. Mehr inhaltliche Überlieferungen brachte das Mittelalter. In dieser Zeit ließen sich reiche Personen, meist aus rechtlich und politisch privilegiertem Stand, ihre Kleidung besticken. Eine langwierige aufwendige Handarbeit. Dabei verarbeitete man hauptsächlich Goldfäden, Bänder und Perlen.

Dass das eine teure Angelegenheit war, glaube ich heute noch ungesehen.

Die Adligen wollten damit ihren Reichtum zur Schau stellen und gleichzeitig wirtschaftlich hohe Vorteile dadurch genießen.

Heute, im  21. Jahrhundert, ist die technische Entwicklung so weit vorangeschritten, dass in vielen Bereichen elektronisch gesteuerte Hochleistungsmaschinen die Arbeit übernehmen. Die Veredelungsarten reichen von Drucken, Lasern über Weben und Besticken, hin zum individuellen Stricken. Somit war einerseits die Massenproduktion vorprogrammiert. Doch andererseits kann sich jetzt Jedermann seine Kleidung individualisieren lassen. Beispielsweise kann heute eine „12 Stickkopfmaschine“ in der Minute 140.000 Stiche machen, und dass an zwölf Textilien gleichzeitig. Dem gegenüber war einer ersten mechanischen Stickmaschinen mit 100 Stichen in der Minute ein „lahme Ente“, aber damals das Wundermaschinchen. 

Moderne Textilveredelung

Jetzt sind die Herausforderungen ganz andere. Heutzutage befassen sich die Textilhersteller eher mit dem Zusammenspiel der Materialien, um mehr Funktionalität und Gewichtsreduzierung für den Träger zu erzielen und trotzdem nachhaltig zu arbeiten. 

Zum Beispiel hat ein kanadisches Unternehmen Outdoor-Kleidung entwickelt, welche unter extrem schwierigen Wetterbedingungen, wie Wind, Wasser und Kälte, einen ausreichenden Schutz für den Menschen bietet. Und die Nachfrage entwickelt sich stetig. Außerdem ist diese Kleidung sehr robust und langlebig.

Dadurch ist es den „Textil-Veredlern“ auch nicht vergönnt, sich auf dem herkömmlichen Wissensstand auszuruhen. Auch hier bleibt die Entwicklung nicht stehen. Gleichbleibend hohe Qualität zu garantieren und eine langanhaltende Farb-Brillanz abzuliefern, bedeutet auch immer zu testen und auszuprobieren.

Beim Besticken konnte ich die Entwicklung deutlich miterleben. Hatte man früher eine Sorte an Garnen, in mehreren Farben, war das eine Herausforderung für jeden Besticker, um ein sauberes Ergebnis präsentieren zu können.

Heute unterteilt sich die Garnwelt in drei große Bereiche. Angefangen bei natürlichen — über synthetische – bis hin zur Mixfaser. Weitere Hilfestellungen hat der Besticker heute durch „Punchsoftware“, die einem das Sticken erleichtern, gerade beim Übernehmen schwieriger Logos.

Genau, spätestens hier kann ich mich outen und sagen: Das Besticken von Kleidung ist für mich eine sehr schöne Veredelungsart. Allerdings auch immer mit der Einschränkung, dass das Material dafür geeignet sein sollte.  Bei T-Shirts würde ich lieber einen schönen Druck empfehlen.

Gedanklich komme ich bei mir an und stelle fest, dass auch ich für sämtliche Anlässe Kleidung habe. Sei es zum Joggen, Gymnastik machen, Reiten und Badminton spielen. Und nicht alle Kleidungsstücke sind veredelt. Aber tatsächlich haben wir für unseren Badminton-Verein unsere Shirts veredeln lassen. Das war ein anstrengendes Projekt, weil manche ein Polo- und andere Mitglieder ein T-Shirt wollten. Am Ende hat alles gut funktioniert, jeder hat sein Wunsch im Rahmen der Möglichkeiten erfüllt bekommen.  Jetzt können wir stolz bei den Wettkämpfen unser „Federleicht-Shirt“ vorzeigen.

Beim nächsten Mal gehts wieder weiter um Nachhaltigkeit in der Werbebranche.

Manuela Hanemann-Nickel ist Inhaberin und Geschäftsführerin der Firma ABuV-Werbemittel & Grafikleistungen. Ihr Leitmotiv ist, dass gute Werbung beides kann: Aufmerksamkeit schaffen und die Umwelt schonen. Dafür arbeitet sie mit ausgewählten Herstellern von Werbeprodukten zusammen und geht auf ihre Kund*innen ganz individuell darauf ein.

Mehr Informationen unter www.werbeprodukte-nachhaltig.de oder per E-Mail an hanemann@abuv-werbemittel.de.

Manuela Hanemann-Nickel
Manuela Hanemann-Nickel, Werbefachfrau

Kommentare sind geschlossen