Putzhilfen schwarz beschäftigen – bei uns doch nicht!
von Katharina Tolle
Selbstständig, mehrere Kinder, Mann voll berufstätig. Unsere Putzhilfe ist ein wesentlicher Faktor, dass unsere Familie so wunderbar funktioniert.
Mein Mann und ich streiten uns nicht ums Putzen. Und gleichzeitig sind wir gezwungen, regelmäßig so aufzuräumen, dass überhaupt geputzt werden kann.
Wir wollen unsere Putzhilfe nicht missen. Der Weg dahin war voller Fragen, Vorurteile und Abwägungen.
* Ist es das Geld wert?
* Andere schaffen es doch auch so!
* Was sagt unser Umfeld dazu?
* Werden wir unsere Kinder verziehen, wenn wir nicht selber putzen?
Unsere Putzhilfe ist mittlerweile gefühlt schon immer da. Und ich bin dafür sehr dankbar. Als die Entscheidung für ein Engagement fiel, war es allerdings gar nicht so einfach, eine Putzhilfe zu finden.
Denn: Wir wollten keine Putzhilfe engagieren, die schwarz arbeiten würde. Wir wollten entweder einen Minijob oder eine Firma, die Putzhilfen vermittelt.
Es lief auf letzteres hinaus. Unser Putzengel hat eine Festanstellung in der Firma und bekommt von dieser Firma das Gehalt. Natürlich ist das teurer als jemand vom Schwarzmarkt. Es hat aber neben rechtlichen Vorteilen einen ganz klaren Vorteil für mich:
So nutze ich keine andere Frau in einem prekären Beschäftigungsverhältnis aus.
Denn mal ganz ehrlich: Ich will meine Selbstständigkeit gerne mit der Hilfe anderer Frauen aufbauen, aber nicht zu deren Lasten. Das wäre aus meiner Sicht Machtmissbrauch.
Wer schwarz arbeitet, hat zwar vielleicht erstmal mehr Kohle in der Tasche. Dafür allerdings fehlt die Altersvorsorge, das Krankengeld, der Unfallschutz, bezahlter Urlaub und auch das Recht zum Arbeitskampf.
Wenn unsere Putzhilfe krank ist, bekommt sie Krankengeld. Sie muss sich keine Sorgen machen, wenn das Kind mit Fieber zu Hause bleibt. Sie ist abgesichert. Sie hat ganz normal Urlaub, wie andere Arbeitnehmer*innen auch.
Und das alles gibt mir ein gutes Gefühl. Ja, ich bezahle dafür, dass jemand bei uns putzt. Und diese Zeit stecke ich in meine Selbstständigkeit. Am Anfang war es eher eine Milchmädchenrechnung, weil ich kaum Geld verdiente. Aber ich brauchte die Zeit. Und es hat sich gelohnt.
Wir haben weniger Streit in der Partnerschaft. Wir erleben eine Regelmäßigkeit, die wir sonst nur schwer durchsetzen würden. Und wir tragen auch dazu bei, dass unser Putzengel einen sicheren Arbeitsplatz hat.
Mir ist durchaus bewusst, dass viele Putzhilfen sogar schwarz arbeiten wollen. Die kurzfristigen Vorteile überwiegen für sie. Für mich ist das die falsche Lösung. Denn zu Macht und Geld gehört mehr als die kurzfristigen Euros in der Tasche. Es gehört auch dazu, die langfristigen Folgen zu berücksichtigen. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass meine Putzhilfe später in der Altersarmut landet. Deshalb heißt es in unserem Fall: Wir nutzen unser Geld und stärken das offizielle Putzgewerbe, statt denjenigen Macht zu geben, die unseren Staat unterlaufen, keine Steuern zahlen, das Sozialsystem und sich selbst schwächen und sich am Ende doch als machtlos in einem feindlichen System wahrnehmen.
Katharina Tolle schreibt — am liebsten über Geburten, Feminismus und Unternehmerinnen. Oder alles drei zusammen.
Und sie liest — am liebsten über Geburten, Feminismus und Unternehmerinnen. Oder alles drei zusammen.
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