Editorial zur Blogreihe „Bei uns doch nicht!“

Welche Aspekte die Mitgliedsfrauen des Netzwerks Unternehmerinnen in Oberhavel unter dem Motto der Brandenburgischen Frauenwochen 2023 „Bei uns doch nicht!“ besonders intensiv diskutieren wollten, kristallisierte sich ziemlich schnell heraus: Macht und Geld. Frauen, die das öffentlich tun, sind nicht in der Mehrheit. Dieses Jahr konnten wir endlich wieder eine Präsenzveranstaltung organisieren. Das ist gut und wichtig, denn wenn Jede allein im stillen Kämmerlein vor sich hin philosophiert, werden sich notwendige Dinge nicht ändern. Wir vernetzen uns und tauschen uns aus – das stärkt.

Individuelle Meinungsbeiträge

Aber was ist mit den vielen anderen Punkten, über die wir auch reden müssten? Im Vorjahr – unter Corona-Bedingungen veröffentlichte das Netzwerk eine viel beachtete Blogreihe unter der Überschrift „Gehen oder Bleiben?“. Online. Absichtlich. Die individuellen Texte sollten für alle Interessierten frei zugänglich sein, auch über den Frauenmonat März hinaus. Einige Neu-Kontakte im Netzwerk kamen zustande, weil bestimmte Meinungsbeiträge gelesen wurden. Wir sind geblieben. In Brandenburg. In der Selbstständigkeit. Im Netzwerk.

Keine Vorgaben, keine Zensur

Ab heute veröffentlichen wir wieder täglich einen Text bis zu unserer Podiumsdiskussion am 15. März 2023. Wie im Vorjahr gab es – bis auf das Motto „Bei mir doch nicht!“ – keinerlei Vorgaben. Alle Beiträge entstanden in Eigenverantwortung der Verfasserinnen. Alles darf gesagt werden. Denn Dinge, die wir nicht sehen (wollen), gibt es genug. Diskussions- und Änderungsbedarf auch. Auch die Reihenfolge der Beiträge ist nicht „zensiert“ – die Artikel erscheinen in der Reihenfolge des Eingangs. Nichtkategorisierte Vielfalt entsteht so automatisch.

Ungleich verteilte mediale Macht

Warum wir das machen? Weil viele wichtige Themen in deutschen Medien nicht, einseitig oder zu wenig vorkommen. Das liegt auch daran, dass die Macht zwischen Frauen und Männern in den Redaktionsstuben ungleich verteilt ist. Das hat der Verein ProQuote in einer aktuellen Studie festgestellt. So werden neun von 97 Regionalzeitungen ausschließlich von Frauen geführt. Aber: „Reine Männer-Riegen gibt es bei 77 Blättern.“ Führungskräfte von Leitmedien sind nur in weniger als 40 % weiblich. Leuchtturmbeispiel ist die taz, wo 64,2 % der Leitungsposten mit Chefinnen besetzt sind. Bei Radio, Fernsehen und Film sieht es nicht viel anders aus.

Neuralgische Punkte und Vielfaltsdefizite

Das führt zu blinden Flecken in der öffentlichen Diskussion. Einige neuralgische Punkte sprechen wir an – wohlwissend, dass es noch viele mehr werden könnten und müssten. Seien Sie gespannt auf die Meinungsbeiträge zu Armut, Finanzen und Altersvorsorge, Balancen zwischen Beruf und Familie, Scheidung, Wechseljahre, der Macht des Staates, Unverhältnismäßigkeit, Schwarzbeschäftigung und/oder persönlichem Wert. In der Auseinandersetzung haben wir gemerkt, dass wir als Netzwerk noch nicht vielfältig genug sind. Nicht, weil wir nicht wollen, sondern weil wir es einfach nicht auf dem Schirm hatten. Wir laden deshalb alle interessierten unternehmerisch tätigen Frauen ein, unser Netzwerk zu verstärken, die in vielen Gremien unterrepräsentiert sind. Ob alleinerziehend, lesbisch, queer, kriegsvertrieben oder zugezogen. Denn gemeinsam können wir nicht Wahrgenommenes überwinden.

Inspiration und Einladung

Lesen Sie selbst, lassen Sie sich von der Blogreihe inspirieren und nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf! Abwürgsätze wie „Hatten wir noch nie“, werden Sie bei uns nicht hören. Versprochen. Wir wollen mit unserem Wirken die Welt ein bisschen besser machen, für uns, für unsere Region, für die Gesellschaft. Wegschauen? Bei uns doch nicht! Oder doch?

Kommentieren Sie Ihre Impulse oder Fragen gern unter den jeweiligen Beiträgen.

Redaktion, Bildredaktion und technische Umsetzung: Dagmar Möbius und Katharina Tolle

Sie wollen am 15. März 2023 live mitdiskutieren oder sich nur vernetzen? Gerne. Bitte nutzen Sie bis 8. März 2023 das Formular.

Foto: Daniel Dan

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