Über Emanzipation, schwierige Stellenbesetzungen und Traditionen

20. Januar 2023. Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) besuchte diese Woche unser Netzwerk. Sein Anliegen: Kennenlernen und mögliche Synergien ausloten. Und er kam nicht allein. Sebastian Welzel, Referent des Bürgermeisters und Amtsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Enrico Wießner, Amtsleiter Wirtschaftsförderung, und Christiane Bonk, Gleichstellungsbeauftragte, begleiteten ihn.

Obwohl unsere Netzwerkfrauen im gesamten Landkreis zu Hause sind, war das Interesse groß. Alle hatten Fragen in Grünlers Backstube mitgebracht. Inhaberin Katja Grünler-Erdinger, die dem Netzwerk seit Langem verbunden ist, nahm persönlich am Frühstückstreffen teil, obwohl die Unternehmerin ihren Arbeitstag gewöhnlich mitten in der Nacht in der Backstube beginnt.

Konstruktive und lebhafte Gespräche in Grünlers Backstube in Oranienburg

Nach einer Vorstellungsrunde berichtete Alexander Laesicke über aktuelle Herausforderungen der Stadtverwaltung. Für mehrere neu zu besetzende Führungspositionen bewarben sich überwiegend Männer. In Zahlen: 150 zu 5. „Männer halten sich geeignet für Stellen, wenn sie nur 60 Prozent der gewünschten Voraussetzungen erfüllen. Frauen sind viel selbstkritischer“, stellte der Bürgermeister fest. Ein spannender Einstieg für lebhafte Gespräche.

Wir wollten unter anderem wissen:

  • Gibt es Unternehmerinnen und Unternehmer in der Stadtverordnetenversammlung? Welche Inputs bringen diese ein?
  • Weiß die Stadt, wieviel Prozent der Bevölkerung selbstständig/freiberuflich tätig sind und wie viele davon weiblich? (noch nicht genau)
  • Welche Art von regelmäßigen / ad hoc Formaten gibt es, in denen Unternehmer*innen ihre Ideen, Bedürfnisse etc. vermitteln können? (einige, u.a. eine jährliche Radtour)
  • Wie genau läuft die Förderung von unternehmerisch tätigen Frauen in Oranienburg?
  • Welche konkrete Unterstützung gibt es für Kunst- und Kulturschaffende, kulturelle Bildung und was ist geplant?
  • Werden die Bedürfnisse von Selbstständigen bei der Stadtplanung, z.B. bei der Straßengestaltung berücksichtigt?
  • Gibt es ein ganzheitliches Konzept, mit dem die Stadt Oranienburg Diversität fördert?

Die Stadt Oranienburg unterstützt unsere Netzwerkaktivitäten schon länger und hilft, unsere geplante Veranstaltung am 15. März 2023 in der Orangerie in der Verwaltung publik zu machen. Bürgermeister Alexander Laesicke nahm unsere Einladung persönlich entgegen.

Fazit: Gelungene Begegnung, Fortsetzung von beiden Seiten gewünscht und geplant.

Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) im Gespräch mit dem Netzwerk Unternehmerinnen in Oberhavel.

Diese Erkenntnisse blieben Netzwerkerinnen besonders im Gedächtnis:

Katharina Tolle:

Selbstständige – und erst recht selbstständige Frauen – sind eine Minderheit in der Bevölkerung. Wenn wir nicht klar sagen, was wir brauchen, ist es kein Wunder, dass unsere Bedürfnisse hinten runterfallen.

Wir brauchen ein Mentoring-Programm für junge Unternehmerinnen. Das Problem: Wenn es dafür keine finanziellen Anreize gibt, haben Unternehmerinnen kaum die Zeit, das umzusetzen.

Manuela Röhken:

Herr Laesicke sprach vom Paritätsanspruch bei der Einstellung von Personal in der Stadtverwaltung.
Berührend empfand ich sein Eingestehen des Faktes, dass sich zu wenig oder gar keine Frauen für die ausgeschriebenen Stellen bewerben und er kurzfristig nichts daran ändern kann.


Petra Preussler:

„Toll, dass der Bürgermeister Interesse hat, sich regelmäßig mit uns zum Austausch zu treffen.“

Dagmar Möbius:

Zitat Alexander Laesicke: „Besonders emanzipierte Menschen sind Väter von Töchtern.“

Dr. Svetlana Seppelt:

Der Satz des Bürgermeisters, der mich beeindruckt hat, war: „Es gibt nicht genug Frauen, die sich für eine Führungsposition entscheiden wollen.“


Was die Presse berichtete, steht hier und hier.

Fotos: Dagmar Möbius

Eine Antwort hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert