Zehn Tipps für das erste Geschäftsjahr
Seit anderthalb Jahren bin ich nun als Autorin von Geburtsgeschichten, Coach und Bloggerin selbstständig. Die Lernkurve war extrem steil, und ich möchte in diesem Beitrag meine wichtigsten Tipps für das ersten Geschäftsjahr mit dir teilen. Dabei fokussiere ich mich auf diejenigen Dinge, die du als Gründerin tatsächlich beeinflussen kannst – und sei es nur, indem du deine Einstellung zu bestimmten Themen anpasst.
Deshalb habe ich am Ende jedes Abschnitts auch einen konkreten Tipp für das erste Geschäftsjahr für dich. Ganz am Ende findest du diese Tipps auch noch mal gesammelt.
Inhaltsverzeichnis
- Netzwerke sind besser als Familie
- Arbeitszeiten: Selbst und Ständig
- Ein gutes Produkt verkauft sich nicht von alleine
- Alles selber machen wollen ist Blödsinn
- Geld ist nicht die einzige Währung für Erfolg
- Die Bürokratie ist halb so wild
- Es ist normal, dass sich die Prioritäten ändern
- Das eigene Mindset ist nicht zu unterschätzen
- Ich muss nicht allen helfen
- Es werden Hater kommen
1. Netzwerke sind besser als Familie
Ich liebe meine Familie. In unternehmerischen Fragen sind sie trotzdem nur bedingt gute Ansprechpersonen. Das liegt vor allem daran, dass wenige aus der Familie selbstständig sind – und erst recht nicht im kreativen Bereich und im Coaching. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn ich mit Familienmitgliedern über mein Business spreche, stehen wir nicht auf der gleichen Stufe. Häufig muss ich dann erst grundlegende Fragen und Einwände klären, die ich persönlich doch schon längst bearbeitet habe. „Hast du denn keine Angst vor dem Aufwand mit der Steuererklärung?“, ist dann eine typische Frage. Nein, ich habe keine Angst vor der Steuererklärung. Gewisse Aspekte sind mir noch ein wenig fremd, aber darüber kann ich mit dir nicht sprechen, weil es dich nicht tangiert. Besser spreche ich darüber mit Menschen, die ähnliche Situationen kennen.
Genau hier kommen Netzwerke ins Spiel. Im Netzwerk mit anderen Unternehmerinnen finde ich Gleichgesinnte, die mich nicht sofort schräg anschauen, wenn ich erkläre, wie ich Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut bringe. Andere Selbstständige wissen, welche Tücken ein Kleingewerbe hat und wie ich neue Produkte am besten auf den Markt bringe. Unternehmerinnen beschäftigen sich mit Fragen, die andere Menschen sich nicht stellen.
Außerdem ergeben sich über diese Netzwerke auch immer wieder Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Die aktive Mitgliedschaft im Netzwerk der Unternehmerinnen Oberhavel hat mir in Form von Kontakten, Zusammenarbeit und Kooperation schon einiges gebracht:
- Die Unternehmerinnen hatten ein Workbook herausgegeben, das mir gerade am Anfang meiner Selbstständigkeit viele gute Denkanstöße geliefert hat.
- Die Fotos auf meiner Homepage sind von Steffi Rose, die ebenfalls Mitglied des Netzwerkes ist.
- Meine ersten Versuche mit Elevator Pitching habe ich im Rahmen eines Treffens der Unternehmerinnen OHV unter Leitung von Selma Reese gesammelt.
- Als positiv kritische Gegenspielerin analysierte Verena Siol im Rahmen eines Workshops meine Außendarstellung.
- Mit Natascha Neumann habe ich bereits gemeinsame Workshops zur selbstbestimmten Geburtsvorbereitung gegeben.
- Während der Hochphase der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hielten wir über regelmäßige online-Treffen Kontakt miteinander. Gerade als Solo-Selbstständige mit geringen Fixkosten hatten wir hier eine starke Gemeinschaft.
- Über die internen Kommunikationskanäle gibt es immer wieder tolle Informationen, Anregungen und Vernetzungsmöglichkeiten.
- Und natürlich funktioniert auch innerhalb eines solchen Netzwerkes die direkte Weiterempfehlung.
Zusätzlich zu diesen konkreten Erfolgen bietet das Netzwerk aber auch einfach die Möglichkeit, sich regelmäßig und unvoreingenommen auszutauschen. Diese Möglichkeit schätze ich sehr!
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Meist hat man sehr viel gleichzeitig zu erledigen, so dass das Netzwerken schnell in den Hintergrund gerät. Netzwerken kann allerdings bestimmte Prozesse stark beschleunigen. Es muss nicht jeden Abend ein Netzwerktreffen sein. Und nicht jedes Netzwerk passt für jede Person. Schau vorbei, mach dir einen persönlichen Eindruck. Wenn dir das Netzwerk gefällt, komm häufiger. Und: Gib und nimm! Netzwerke leben davon, dass alle etwas beitragen.
2. Arbeitszeiten: Selbst und ständig
Ich schreibe diesen Text, während das Kind beim Schwimmkurs ist. Ich sitze im Auto vor der Schwimmhalle und tippe. Das ist natürlich cool – so kann ich die Zeit total gut nutzen. Aber andererseits heißt „von überall arbeiten“ auch, dass ich theoretisch immer arbeiten kann. Also auch abends mal schnell, während die Kids Shaun das Schaf schauen. Oder morgens vor dem Frühstück. Das Problem daran ist: Wenn wir immer arbeiten, schalten wir nicht ab. Auch, wenn wir „bloß mal schnell“ etwas machen, ist unsere Aufmerksamkeit bei der Arbeit. Unsere Aufmerksamkeit soll aber nicht immer hin und her springen. Wenn wir arbeiten, arbeiten wir. Wenn wir mit den Kindern zusammen sind, sind wir mit den Kindern zusammen. Wenn du nach deinem Arbeitstag die Bürotür schließt, ist die Arbeit im Idealfall für heute erledigt. Andere Dinge stehen an. Wenn du aber von überall arbeiten kannst, verschwimmt diese Grenze schnell.
Übrigens gibt es das Problem auch andersherum: „Du, wenn du von zu Hause arbeitest, könntest du ja vielleicht schnell noch ein paar andere Dinge erledigen?“ Ja, kann ich. Aber erst nach der Arbeit. Denn wenn ich von zu Hause arbeite, dann arbeite ich. Ich mache keinen Haushalt. Übrigens mache ich dann auch keine Kinderbetreuung. Das war während der Corona-Lockdowns ein totales Chaos. Wer auf die Idee kommt, mit kleinen Kindern zu Hause gleichzeitig am Rechner arbeiten zu können, hat das wohl noch nicht ausprobiert.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Hab feste Arbeitszeiten. Das braucht nicht der klassische Rhythmus sein. Ich arbeite gern morgens von 5 bis 7. Egal, welche Arbeitszeiten du dir aussuchst: Halte dich dann daran! Wenn du gerade nicht arbeitest, ist der Rechner aus und verstaut. Oder die Türe zum Arbeitszimmer zu. Gerade, wenn du liebst, was du tust, besteht ohne feste Arbeitszeiten leicht die Gefahr, dass du immer arbeitest. (Klar: Ausnahmen gehen immer. Das ist bei mir auch so. Ich unterbreche gleich meine Arbeitszeit, um das Kind vom Schwimmen abzuholen. Wichtig ist: Die Ausnahme steht bereits seit Wochen so im Kalender! Sie ist nicht spontan. Wir haben uns als Familie darauf geeinigt!)
3. Ein gutes Produkt verkauft sich nicht von alleine
„Wenn ich etwas anbiete, das die Leute brauchen, dann brauche ich auch keine Werbung. Werbung brauchen nur diejenigen, die etwas verkaufen wollen, was niemand braucht. Werbung ist blöd.“
Genau so dachte ich, als ich mich selbstständig machte. Tja, schnell habe ich gemerkt, dass das nicht stimmt. Werbung heißt ja nicht nur, dass ich irgendwelche überspitzten Anzeigen schalte, die den Menschen das Blaue vom Himmel versprechen. Es ist ja schon Werbung, wenn ich eine gute Beschreibung liefere für das, was ich tue. Selbst ein Elevator Pitch ist in diesem Sinne schon Werbung.
[Tipp zum weiterlesen: Sich vorstellen können: Der Elevator Pitch]
Also änderte ich meine Einstellung. Alles, was ich tue, kann Werbung sein. Aber wenn die Leute nicht wissen, dass es mich gibt, können sie auch nicht bei mir kaufen.
Ich brauchte also eine Werbestrategie. Ohne großes Budget war mir klar, dass ich erst mal Mund-zu-Mund-Propaganda nutzen würde – und zwar online und offline. In meinem ganz persönlichen Fall hieß das, dass ich mich in thematisch passenden Facebook-Gruppen herumgetrieben habe. Das kann aber in deinem Fall auch ganz anders sein.
Das Fazit ist auf jeden Fall: Menschen müssen wissen, dass es das Produkt gibt. Zum Selbstläufer kann es nur werden, wenn genug Menschen es weitererzählen. Aber selbst dann ist jede Internetseite, jede Visitenkarte und jedes Gespräch zwischen Tür und Angel potentielle Werbung!
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Statt viel Geld in bezahlte Werbung zu stecken, gilt es, die bereits bestehenden Möglichkeiten effizient zu nutzen – von familiären Kontakten bis zum privaten Facebook-Profil. Printmaterial sollte lieber in kleiner Auflage gedruckt werden, falls sich noch bestimmte Angaben ändern. Allerdings ist auch klar: Was man selber macht, muss trotzdem professionell sein. Ob sich das Selfie für die Visitenkarte eignet, hängt stark vom Selfie und von der Art des Business ab.
4. Alles selber machen wollen ist Blödsinn
Klar, am Anfang haben die meisten Gründer*innen nicht viel Geld auf der hohen Kante. Da hilft es dann, wenn man möglichst wenig auslagert und stattdessen lieber selber macht. Aber auf Dauer ist das keine gute Basis für ein Unternehmen. Auch ich scheue mich immer noch davor, bestimmte langfristige Investitionen zu treffen. Eine eigene Mitarbeiterin? Nein, die laufenden Kosten wären zu hoch. Aber spezielle Dinge auszulagern, kann unglaublich sinnvoll sein. Statt zwei Tage damit zuzubringen, das perfekte Selfie zu schießen, kann ich lieber anderthalb Stunden und die entsprechenden Euros in ein professionelles Fotoshooting investieren und die restliche Arbeitszeit dafür nutzen, das zu tun, was ich eigentlich kann.
Bei mir waren die ersten Dinge, die ich nicht selber gemacht habe: Durch ein Upgrade meines Homepagetarifs bekam ich Zugang zum Chat meines Anbieters. Dieser Support hat mir schon so einige Zeit und Nerven gespart. Immer, wenn technisch irgendwas nicht klappt, schreibe ich eine Nachricht: „Hallo, ich bin‘s schon wieder! Auf der Homepage funktioniert dieses und jenes nicht. Könntet ihr da mal schauen, woran es liegt?“ Und innerhalb von Sekunden schreibt mir jemand, dass sie schon auf der Suche nach der Lösung sind. Ich musste noch nie länger als zehn Minuten auf die Lösung des Problems warten. Für Menschen wie mich, die extrem vom No-Code-Internet profitieren, ist das wirklich Gold wert!
Und die zweite Sache, die ich dann ausgelagert habe, waren professionelle Fotos. Meine Fotos hat Steffi Rose geschossen. Ausführlich habe ich dazu schon mal hier Feedback hinterlassen. Ich nutze die Fotos nicht nur für die Homepage und meinen Newsletter, sondern auch privat zu Hause, denn sie sind einfach grandios. Das Bild hier im Beitrag stammt auch von Steffi.
Viele andere Dinge mache ich nach wie vor selber. Abrechnungen, Steuererklärung, Werbung. Das soll sich nach und nach ändern. Denn klar ist ja: Ich habe mich nicht selbstständig gemacht, um in Bürokratie zu versinken. Ich will Frauen über selbstbestimmte Geburten informieren und jeder Geburtsgeschichte einen Platz geben. Je mehr Zeit ich mit Fachfremdem vertrödele, desto weniger Zeit bleibt mir für das, was mir am Herzen liegt.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Analysiere, wo deine Stärken liegen. Fotos schießen kann ich nicht gut. Buchhaltung ist zwar kein Herzensthema, aber gelingt mir dennoch mit relativ wenig Zeitaufwand und ohne Verzweiflung. Was sind deine absoluten Energiefresser? Das sind diejenigen Dinge, die du als allererstes auslagern solltest. Gut ist natürlich, wenn du dabei keine dauerhaften Verträge eingehst, sondern fürs Erste nur mit konkreten Aufträgen (und Kosten) testest, was dir die Entlastung tatsächlich bringt.
5. Geld ist nicht die einzige Währung für Erfolg
Wenn ich mich selbstständig mache, will ich davon leben können. Sonst könnte ich das Ganze ja auch als Hobby betreiben. Dennoch ist Geld nicht die einzige Währung für den Erfolg als Unternehmerin. Ja, sie ist eine wichtige Währung. Daneben zählen für mich aber auch Selbstverwirklichung und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Ein Beispiel: Mit meinem Blog inspirierte ich eine andere Mutter, ebenfalls ihren eigenen Blog zu starten, und zwar zu einem sehr wichtigen und persönlichen Thema. In einem Blogbeitrag bezeichnet sie mich als „Geburtshelferin“ ihres Blogs – ganz ehrlich, das hätte ich vor einem Jahr nie erwartet! Es fühlt sich aber extrem gut an.
Solche Erfolge helfen durch die ökonomischen Tiefphasen, die jedes Business auch durchmachen muss. Sie ersetzen deshalb natürlich nicht vollkommen die finanziellen Einnahmen. Sie zeigen aber, warum ich mich selbstständig gemacht habe: Ich will etwas beitragen, und das kann ich so am besten.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Hab einen Finanzplan, aber freu dich auch über all die schönen Begleiterscheinungen!
6. Die Bürokratie ist halb so wild
Oh, was hatte ich Angst vor der ganzen Bürokratie. Anmeldungen. Versicherungen. Finanzamt. Und dann das alles auch noch in Deutschland. Will ich nicht lieber irgendwo mein Unternehmen aufziehen, wo mit einem einzigen Formular alles getan ist!?
Um das Fazit vorne weg zu nehmen: Es ist wirklich alles halb so wild. Klar, du musst mal mit dem Finanzamt telefonieren. Ja, du solltest ein Geschäftskonto eröffnen. Ja, du musst dir Gedanken machen um Freiberuflichkeit oder Gewerbe, um Kleinunternehmen oder nicht. Aber ganz ehrlich: Lass dich davon nicht ins Boxhorn jagen. So groß die Tragweite deiner Entscheidung aussehen mag – am Ende ist nichts unwiderruflich.
Wenn du dich sicherer fühlst, dann nimm eine Beratung der IHK oder eines Coaches oder einer Unternehmensberatung in Anspruch. Es gibt für Frauen (gerade bei uns in Brandenburg) gute Förderkonditionen für Startberatungen. Oder du machst einfach erst mal. Ruf das Finanzamt an. Sag, du willst dich selbstständig machen. Sie schicken dir dann die Unterlagen, die du brauchst. Ganz ehrlich: Ich bin mittlerweile ein richtiger Fan meiner zuständigen Finanzbeamtin. Die hat mir schon in so einigen Fällen schnell zu einer Entscheidung verholfen, weil sie einfach Fragen kompetent beantwortet hat. Natürlich darf sie keine Steuerberatung machen. Aber wenn ich da aunrufe und frage: Bin ich freiberuflich tätig oder muss ich ein Gewerbe anmelden?, weiß sie die Antwort.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Starte mit dem, was sein muss. Nutz, wenn du willst, die Kleinunternehmerregelung. So kannst du viel Finanzbürokratie sparen. Und vor allem: Triff deine Entscheidungen, anstatt sie ewig vor dir her zu schieben. Bürokratie wird nicht besser, wenn man sie warten lässt. Sie wird nur mehr.
7. Es ist normal, dass sich die Prioritäten ändern
„Ich habe so viele Ideen – was soll ich davon denn nur umsetzen?“ So ging es mir, und so geht es mir immer noch. Die Antwort auf die Frage ist so offensichtlich, wie banal: Such dir eine Sache aus und tu sie. Und wenn sich dein Schwerpunkt ändert, machst du dann eben eine andere Sache. Es gibt Frauen – auch bei uns im Netzwerk – die zwei sehr unterschiedliche Karrieren verbinden oder nach Jahrzehnten einfach etwas ganz anderes machen, als bisher. Die Erfahrung aus dem einen Schwerpunkt kannst du immer auch für das andere Standbein nutzen.
Aber auch im kleineren Umfang sind Anpassungen deiner Tätigkeit vollkommen okay. Klar, du baust dir einen Ruf als Spezialistin auf. Vielleicht hast du Angst, dann danach wieder von vorne anfangen zu müssen. Häufig lassen sich aber viele Dinge übertragen. Bei mir konkret hat sich zu den Geburtsgeschichten ein zweiter und ein dritter Zweig geöffnet. Seit ein paar Monaten rezensiere ich online-Geburtsvorbereitungskurse. Und ein erstes E-Book habe ich auch schon geschrieben. Auch, wenn es blöd klingt: Das hat sich halt so ergeben.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Sieh alles, was du tust, als Erfahrung an. Dann kann sie dir helfen, selbst, wenn du nochmal etwas ganz anderes startest.
8. Das eigene Mindset ist nicht zu unterschätzen
Ja, mittlerweile klingt es schon ziemlich abgedroschen, dass unsere eigene Einstellung – neudeutsch: Mindset – darüber entscheidet, ob wir erfolgreich sind, oder nicht. Ich hab das auch immer als gegeben angenommen: Da ich mich selbstständig machen will, will ich ja wohl auch Geld verdienen! Sonst könnte ich mir das alles ja auch sparen.
Trotzdem merkte ich schnell: Es kommen die bitterbösen Fragen auf. Bin ich gut genug? Ist meine Leistung den Preis wert? Was, wenn es nicht klappt? Werden Leute mich schlecht reden? Komme ich mit der Verwaltung klar? Habe ich in einem Jahr wirklich noch Spaß daran? Buch lesen oder Homepageoptimierung?
In gewisser Weise ist die Gründung eines eigenen Unternehmens auch immer eine Art Selbstfindungstrip – und das meine ich durchaus positiv! Wir können sehr viel über uns lernen: Über unsere Arbeitsweise, über unsere Motivation und unser Selbstverständnis. Unsere Ziele und Wünsche rücken in den Vordergrund – aber auch unsere Befürchtungen und Ängste.
Bin ich am Ende meiner Mindset-Arbeit? Nein. Ist man je am Ende der Mindset-Arbeit? Vermutlich nicht. Wahrscheinlich werden mich ähnliche Fragen immer wieder beschäftigen. Statt „schaffe ich das mit der Einkommen-Überschuss-Rechnung?“ heißt die Frage dann vielleicht „Welche Software nutze ich für die Rechnungslegung?“ Wenn es gut läuft, spiegeln die neuen Fragen zwar die alten Themen wider, aber auf einem höheren Niveau.
Übrigens kann man alle der angesprochenen Themen auch als genau solche Einstellungsfragen verstehen.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Such dir eine Person, mit der du diese (manchmal sehr presönlichen) Fragen angehen kannst. Das kann eine Person aus deinem privaten Umfeld sein, oder eine andere selbstständige Person, oder ein Coach. Wann immer du feststeckst, überleg auch: Welche Muster stecken dahinter und wie fördere ich diese Muster durch meine Einstellung?
9. Ich muss nicht allen helfen
Meine Angebote richten sich nicht an jede*n. Natürlich ist es verlockend, ein größtmögliches Publikum zu erreichen. „Bestseller-Autorin“ klingt schließlich viel cooler als „Nischenbuch-Autorin“. Aber meine Angebote sind tatsächlich nicht für alle Menschen. Und ich muss auch nicht allen helfen.
Ich habe mein Angebot, und die Menschen, zu denen dieses Angebot passt, können es annehmen. Klar heißt das nicht, dass ich auf Werbung verzichten könnte. Doch es heißt, dass ich niemandem böse sein muss, weil die Person mich nicht engagiert hat.
Es gibt da draußen noch viele andere Menschen, die ebenfalls Angebote machen. Und irgendeines dieser Angebote wird für jede Person passen.
Im Gegenteil habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, die eigene Zielgruppe möglichst genau zu beschreiben. Es ist besser, ein Produkt für eine kleine Zielgruppe anzubieten – und diese Zielgruppe ganz genau zu kennen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen, statt ein bisschen für alle zu schreiben.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Sei mutig genug, deine Zielgruppe eng zu fassen. Angebote für weitere Zielgruppen kannst du später immer noch erstellen.
10. Es werden Hater kommen
Es werden Menschen meine Arbeit schlecht machen. Es werden mir Menschen vorwerfen, zu raffgierig, nicht gut genug, kurzsichtig oder unprofessionell zu sein. Es werden sich Menschen aus meinem Newsletter austragen. Es werden Menschen ihr Rückgaberecht einfordern.
All diese Erlebnisse sind vielleicht nicht schön, aber normal. In den seltensten Fällen meinen die Leute es persönlich, wenn sie meine Arbeit nicht mögen.
In den wenigen Fällen, in denen es doch gegen mich persönlich geht, hilft ein dickes Fell. Haters gonna hate.
Tipp für das erste Geschäftsjahr: Mach dir eine Liste mit Dingen, von denen du glaubst, dass andere sie über dich sagen. Und dann spielst du damit Bingo. Wie viele Dinge kannst du im ersten Geschäftsjahr bereits abhaken? (Update: Oh nein, bei mir hat sich die erste Person aus dem Newsletter ausgetragen! BINGO!)
Zusammenfassung: 10 Tipps für das erste Geschäftsjahr
- Netzwerken: Meist hat man sehr viel gleichzeitig zu erledigen, so dass das Netzwerken schnell in den Hintergrund gerät. Netzwerken kann allerdings bestimmte Prozesse stark beschleunigen. Es muss nicht jeden Abend ein Netzwerktreffen sein. Und nicht jedes Netzwerk passt für jede Person. Schau vorbei, mach dir einen persönlichen Eindruck. Wenn dir das Netzwerk gefällt, komm häufiger. Und: Gib und nimm! Netzwerke leben davon, dass alle etwas beitragen.
- Arbeitszeiten: Hab feste Arbeitszeiten. Das braucht nicht der klassische Rhythmus sein. Ich arbeite gern morgens von 5 bis 7. Egal, welche Arbeitszeiten du dir aussuchst: Halte dich dann daran! Wenn du gerade nicht arbeitest, ist der Rechner aus und verstaut. Oder die Türe zum Arbeitszimmer zu. Gerade, wenn du liebst, was du tust, besteht ohne feste Arbeitszeiten leicht die Gefahr, dass du immer arbeitest. (Klar: Ausnahmen gehen immer. Das ist bei mir auch so. Ich unterbreche gleich meine Arbeitszeit, um das Kind vom Schwimmen abzuholen. Wichtig ist: Die Ausnahme steht bereits seit Wochen so im Kalender! Sie ist nicht spontan. Wir haben uns als Familie darauf geeinigt!)
- Werbung: Statt viel Geld in bezahlte Werbung zu stecken, gilt es, die bereits bestehenden Möglichkeiten effizient zu nutzen – von familiären Kontakten bis zum privaten Facebook-Profil. Printmaterial sollte lieber in kleiner Auflage gedruckt werden, falls sich noch bestimmte Angaben ändern. Allerdings ist auch klar: Was man selber macht, muss trotzdem professionell sein. Ob sich das Selfie für die Visitenkarte eignet, hängt stark vom Selfie und von der Art des Business ab.
- Aufgaben auslagern: Analysiere, wo deine Stärken liegen. Fotos schießen kann ich nicht gut. Buchhaltung ist zwar kein Herzensthema, aber gelingt mir dennoch mit relativ wenig Zeitaufwand und ohne Verzweiflung. Was sind deine absoluten Energiefresser? Das sind diejenigen Dinge, die du als allererstes auslagern solltest. Gut ist natürlich, wenn du dabei keine dauerhaften Verträge eingehst, sondern fürs Erste nur mit konkreten Aufträgen (und Kosten) testest, was dir die Entlastung tatsächlich bringt.
- Freude am Tun: Hab einen Finanzplan, aber freu dich auch über all die schönen Begleiterscheinungen!
- Bürokratie: Starte mit dem, was sein muss. Nutz, wenn du willst, die Kleinunternehmerregelung. So kannst du viel Finanzbürokratie sparen. Und vor allem: Triff deine Entscheidungen, anstatt sie ewig vor dir her zu schieben. Bürokratie wird nicht besser, wenn man sie warten lässt – nur mehr.
- Wechselnde Geschäftsschwerpunkte: Sieh alles, was du tust, als Erfahrung an. Dann kann sie dir helfen, selbst, wenn du nochmal etwas ganz anderes startest.
- Mindset: Such dir eine Person, mit der du diese (manchmal sehr presönlichen) Fragen angehen kannst. Das kann eine Person aus deinem privaten Umfeld sein, oder eine andere selbstständige Person, oder ein Coach. Wann immer du feststeckst, überleg auch: Welche Muster stecken dahinter und wie fördere ich diese Muster durch meine Einstellung?
- Du musst nicht allen helfen: Sei mutig genug, deine Zielgruppe eng zu fassen. Angebote für weitere Zielgruppen kannst du später immer noch erstellen.
- Nicht alle mögen, was du tust: Mach dir eine Liste mit Dingen, von denen du glaubst, dass andere sie über dich sagen. Und dann spielst du damit Bingo. Wie viele Dinge kannst du im ersten Geschäftsjahr bereits abhaken?
Katharina Tolle schreibt — am liebsten über Geburten, Feminismus und Unternehmerinnen. Oder alles drei zusammen.
Und sie liest — am liebsten über Geburten, Feminismus und Unternehmerinnen. Oder alles drei zusammen.
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